B wie … Beten

Das Beten beginnt eigentlich schon, bevor der Gottesdienst richtig angefangen hat. Wer einen Platz gefunden hat, hält kurz einen Moment inne, schließt vielleicht die Augen: eine kurze Sammlung: Da bin ich. Ich komme zur Ruhe. Ein tiefer Atemzug. Das erste Gebet ist also Stille. Neben der Stille als Gebetsform, die von immer mehr Menschen wiederentdeckt wird, gibt es natürlich auch noch weitere Gebete: das Klagegebet (Kyrie eleison – Herr, erbarme dich), es wird meistens gesungen. Erst kommt die Klage, dann kommt das Lobgebet. Gott loben bedeutet, ihm Ehre zu bringen. Seine Taten zu rühmen. Es lässt sich gut verbinden mit einem Dankgebet. Lob und Dank liegen nahe beieinander.

Die Fürbitten sind ein Sonderfall der Bitte. Hier schauen wir über den Horizont der eigenen Existenz hinaus. Wir blicken auf die Nöte und Bedürfnisse unserer Mitmenschen und der Welt. Die Fürbitte ist innerhalb des Gottesdienstes im Sendungsteil verortet, also gegen Ende. Mit ihnen schauen wir schon dorthin, wohin es auch für uns nach dem Gottesdienst geht, durch die Tür hinaus in die Welt und den Alltag. Eine Umfrage vor einigen Jahren ergab, dass es in Deutschland mehr Menschen gibt, die beten, als solche, die an Gott glauben. Das erklärt sich wohl daher, dass Beten ein so ursprüngliches Bedürfnis von uns Menschen ist, dass wir selbst dann nicht aufhören können zu beten, wenn wir an den, zu dem wir beten, schon gar nicht mehr glauben können. Beten ist wie das Atemholen der Seele. „Mein Haus soll ein Bethaus sein“, hat Jesus einmal gesagt. Der Gottesdienst lebt davon, dass wir den Raum weiten und im Gebet um Gottes Gegenwart bitten und diese wirken lassen, dass wir Gott in den Ohren liegen oder ihm unsere Anliegen ans Herz legen. Das verändert auch uns, viele fühlen sich befreiter und getrösteter nach einem Gebet. Als Christen beten wir im Rahmen einer lebendigen Beziehung, wir beten nicht wie Jesus, sondern zu Jesus und durch Jesus zu Gott. Auf die Frage, wie sie beten sollten, gab Jesus seinen Jüngern das Vaterunser. Dieses Gebet gehört zu den Elementen, die unbedingt in einen christlichen Gottesdienst gehören und welches in fast alle Sprachen übersetzt worden ist.

Pastorin Bettina Rutz

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