MOPO: „Jede 3. Kirche wird dichtgemacht“ – Die Fakten

Nachdem Anfang Juni diese Schlagzeile in der Hamburger Morgenpost erschien und der Artikel mit einem großen Bild unserer Kirche versehen war, erreichten uns viele Anfragen aus der Gemeinde. Der Tenor: Was ist eigentlich passiert ?

 2015-07 Gebäudestrukturplan Bild MOPO

Seit Jahren schrumpfen die Mitgliederzahlen der Kirchen in Deutschland. Die Anzahl der Kirchgebäude jedoch liegt immer noch weitgehend auf dem Niveau der 1970er-Jahre. Zudem stellt sich bei vielen Gebäuden die Frage, ob sie sich noch betriebswirtschaftlich lohnen. Um sich ein Bild und den Gemeinden Klarheit zu verschaffen, wurde durch den Kirchenkreis Hamburg-Ost eine sogenannte Gebäudestrukturdaten-Erhebung in 2014 durchgeführt, bei der alle Gemeinde besichtigt, die Gebäude bewertet und auch die Frequenz deren Nutzung erhoben wurden. Als Ergebnis erhielten die Gemeinden eine Übersicht. Nachdem alle Gemeinden in Langenhorn den Austausch der jeweiligen Strukturdaten vereinbart hatten, zeigte sich überall Licht und Schatten. Broder Hinrick hat z.B. eine überdurchschnittliche Auslastung der Kirche vorzuweisen. Dafür wird unser Gemeindehaus eher unterdurchschnittlich genutzt. Besorgniserregend war keine einzige Kennzahl für unsere Gemeinde.
Diese Datentransparenz benutzt nunmehr aber der Kirchenkreis, um mittels eines „Gebäude-Strukturplans“ auf der Ebene des Kirchenkreises zu entscheiden, welche Kirchengemeinden zukünftig in ihrer Bausubstanz noch förderungsfähig sind und welche eben nicht. Dabei geht es um Gelder, die Kirchgemeinden beantragen können, wenn sie selbst die Kosten einer Baumaßnahme nicht vollständig tragen können. Denn üblicherweise zahlt jede Gemeinde ihre Baumaßnahmen aus ihrem Haushalt selbst.
Durch den MOPO-Artikel und seine voreilige Spekulation über Schließungen sind nun viele Menschen verunsichert. In Fuhlsbüttel werden bspw. außerordentliche Gemeindeversammlungen einberufen. In Langenhorn haben sich die Kirchengemeinden entschieden, zunächst gemeinsam über den Gebäude-Strukturplan zu beraten. Denn auch die Kirchengemeinden können eigene Vorstellungen für die Region erarbeiten, so der Propst. Nach mehreren Sitzungen seit April zeichnet sich aktuell das Bild ab, dass alle Gemeinden zunächst in eigener Verantwortung Wege suchen werden, die Ausnutzung der Gebäude zu verbessern. Daneben verfolgen wir in Broder Hinrick weiter den Weg, sinnvolle Erweiterungen des kirchlichen Angebots mit den Nachbargemeinden zu realisieren, wenn ersichtlich unsere eigenen Mittel dazu nicht ausreichen. Dieses Vorgehen funktioniert heute z.B. schon in der regionalen Jugendarbeit.
Diese Tendenz wird sich voraussichtlich fortsetzen. Denn an einer Tatsache kommt keine Gemeinde vorbei: Gebäude, Pastorenstellen u.v.m. basieren auf Zeiten, als etwa jede(r) Zweite Kirchenmitglied war. Heute ist es in unserer Gemeinde nicht einmal mehr jede(r) Dritte und damit liegen wir schon knapp über dem Durchschnitt in Langenhorn. Eine in der Zahl starke Gemeinde ist und bleibt der Garant für die Kirche auch bei uns.
Folgerichtig haben wir daher bereits am Anfang des Jahres damit begonnen, Ideen zu entwickeln, wie wir die Zahl unserer Gemeindeglieder wieder aktiv erhöhen können. Denn wir wollen die nächsten 60 Jahre auch noch erleben.
Jochen Gabriel, stellvertretender Vorsitzender des Kirchengemeinderates

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